Europa verfügt über ungewöhnliche Seilbahnen

Weit über dem Boden schweben, die Welt aus einer anderen Perspektive sehen, da sind Wow-Momente in der Tat vorprogrammiert.
Nur fliegen ist schöner, könnte man meinen, aber schweben hat da durchaus auch etwas. Und davon abgesehen, eine Seilbahnfahrt
fühlt sich ja fast ein bisschen an wie Fliegen.
Nur Seilbahn ist dabei längst nicht gleich Seilbahn, manche Konstruktionen stechen dabei sogar geradewegs heraus. Wieso?
Weil sie höher fahren als jede andere Bahn oder weil sie durch ihre Architektur bestechen. Vielleicht aber auch weil sie das
Gefühl grenzenloser Freiheit vermitteln, wenn der Wind mit den Haaren spielt. Wie jetzt? Sind wir auf einer Cabrio-Fahrt? Nein,
zumindest nicht auf einer mit vier Rädern. Denn wie gesagt, in Europa sind viele außergewöhnliche Seilbahnen unterwegs. Und ja,
tatsächlich gibt es da auch die Möglichkeit des Frischluftfaktors.
Dann nämlich wenn man mit dem ersten offenen seilbahngeführten Doppeldecker der Welt von A nach B schwebt. Und der trägt dann
auch noch den passenden Namen Namen “CabriO”. „CabriO“ fährt jedoch ausschließlich im Sommer von der Talstation
Kälti im Schweizer Kanton Nidwalden auf den Gipfel des Stanserhorns mit Blick auf den Vierwaldstättersee. In ihrem Zubringer aus
dem Ort Stans, der nostalgischen Standseilbahn mit Holzkabinen aus dem Jahre 1893, erfahren Passagiere hautnah ein Stück
Seilbahngeschichte. Anders als bei klassischen Pendelbahnen werden die beiden Cabrio-Gondeln nicht oben, sondern seitlich
zwischen zwei Seilen geführt. 60 Personen passen unten in die vollverglaste Kabine, 30 weitere können sich auf dem Oberdeck
alpine Luft um die Nase wehen lassen. Das hat doch was, oder?

Ganz anders ist die Reise mit einer Standseilbahn. Die Hungerburgbahn in Insbruck ist so eine. Sie ist nicht nur schön, sondern
auch vielfältig und irgendwie auch ein architektonisches Highlight. Sie wurde nach Plänen der Architektin Zaha Hadid gebaut.
Die geschwungenen Dächer der Bahnstationen erinnern in Form und Farbe an fließende Gletscherzungen und Moränen. Die Bahn bringt
Passagiere in knapp zehn Minuten von der Innenstadt über die Inn an Europas höchstgelegenem Zoo vorbei in den Stadtteil Hungerburg.
Von dort kann man mit Gondelbahnen die Nordkette hinauf zur Seegrube und zum 2300 Meter hohen Hafelekar fahren.

Die Hungerburgbahn ist eine Standseilbahn.

Doch nicht immer heißt es nur höher, schneller, weiter und moderner. Die älteste im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt
fährt in Bad Reichenhall. Bei der Inbetriebnahme 1928 galt sie als Muster einer vollendeten Luftseilbahn – was Ästhetik, Geschwindigkeit,
Lautlosigkeit und Sicherheit anging. Die Bahn auf den 1614 Meter hohen Predigtstuhl steht übrigens unter Denkmalschutz.
Doch egal wie unterschiedlich all diese Seilbahnen auch sind: Sie alle offenbaren auf ihrem Weg von A nach B unglaubliche Ausblicke
und wie gesagt, schweben ist fast so schön wie fliegen! Tina Nitsche
Titel-Foto: Alpöhi, Cabriobahn, CC BY-SA 3.0